Die höchste Form der Wertschätzung – Eine Hommage an die Tischkultur

Ein liebevoll gedeckter Tisch kann eine besondere Wohlfühlatmosphäre generieren, erzeugt ein Gefühl der Entspannung oder der Festlichkeit und macht aus einem Tisch einen Ort der Kommunikation. Unweigerlich greifen wir die Atmosphäre auf, erleben den Genuss des Essens und des Beisammenseins, zelebrieren unser Dasein und das Miteinander. Die Tischkultur ist ein immanenter Teil unseres gesellschaftlichen und sozialen Lebens.

Bis zur Tischkultur, wie wir sie heute schätzen, war es jedoch ein weiter Weg. Saßen unsere Vorfahren noch ums Feuer, um mit einfachen Werkzeugen ihre Beute zu zerteilen, so richtete man in der Antik schon einen von der Kochstelle getrennten Platz zum Verzehr ein. Das Geschirr war damals noch sehr einfach und bestand aus Ton- und Holzgefäßen, auch Besteck kannte man damals noch nicht.

Beginn der Tischkultur

Ab dem 11. Jahrhundert ging man dazu über Tischregeln und Tischsitten einzuführen und auch Messer und Löffel hielten bei Tisch Einzug. Vereinzelt wurden Damen zu den Tafeln zugelassen und man saß fortan in Paaren am Tisch. Der Name „Bankett“ stammt im Übrigen von der damaligen Sitzposition der Gäste, die auf langen Bänken nur entlang einer Seite des Tisches saßen. Im ausgehenden Mittelalter fing man an, sich mehr mit der Tischkultur, wie wir sie heute kennen, zu beschäftigen. Im 16. Jahrhundert folgte aus Italien kommend die Gabel und auch die Vorläufer unserer heutigen Tischtücher und Servietten gehörten zu einem edlen Mahl dazu. Die Besteckform, wie wir sie heute kennen, fand in unserem Kulturkreis erst im 16./17. Jahrhundert Beachtung.

Die Vielfalt an Geschirr nahm in dieser Zeit ebenfalls rasant zu, wenn gleich es auch noch auf langen Wegen aus China eingeführt werden musste und nur sehr wenigen Menschen vorbehalten war. Material und Herstellung des Porzellans kannte man außerhalb des asiatischen Kontinents noch nicht. Die Herstellung des weißen Goldes war wohl das am besten gehütete Geheimnis seiner Zeit. Im Jahre 1709 gelang es Johann Friedrich Böttger erstmals Porzellan in Europa herzustellen. Das Porzellan und mit ihm die Tischkultur, wie wir sie heute kennen, begannen ihren Siegeszug.

Damals wie heute ist die Tisch- und Tafelkultur immer auch Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen.

Die höchste Form der Wertschätzung

Ein liebevoll gedeckter Tisch ist die höchste Form der Wertschätzung für die, die daran Platz nehmen. Gerade in Zeiten der Schnelllebigkeit und des schnellen Essens außer Haus stellt das Zusammenkommen am Tisch zu einem gemeinsamen Essen einen Punkt der Ruhe und Entschleunigung dar. Dieses zusammenkommen stellt einen Wert dar, den wir an jedem einzelnen Tag leben sollten. Mit unserer Familie, mit Gästen oder einfach nur für uns selbst. Gäste in sein eigenes Zuhause, in seine Privatsphäre einzuladen, für oder mit ihnen zu kochen und eine gute Flasche Wein aufzumachen ist immer auch ein Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens.

Uns verbindet so viel Persönliches mit unserem Zuhause und mit unseren gedeckten Tischen. Sind sie doch immer auch Ausdruck unserer selbst und der Symbiose, die sie eingehen mit der Atmosphäre, die wir hierdurch kreieren. Die Auswahl der Tischaccessoires, eine Vase mit Blumen, eine geliebte Tischdecke oder ein paar bunte Sets sind oftmals die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Doch dürfen wir auch eben jene nicht vergessen, die uns dies überhaupt erst ermöglichen. Es sind die Unternehmen und kreativen Handwerkskünstler, die uns diese Kultur erst erleben lassen.

Jeder Teller und jedes Glas werden voller Hingabe und Leidenschaft designt und gefertigt. Man sagt ein Teller geht durch 200 Hände, bevor er auf unseren Tischen und in unseren Schränken steht. Von den Entwürfen der Form und des Designs, über die Modelleure, die die ersten Prototypen fertigen. Sie feilen so lange daran, bis diese perfekt sind. Dann geht es weiter über die Fertigung, mitunter in die die Malerei, zur Dekoranbringung oder zum Graveur. Die Produkte werden im Rahmen einer fein abgestimmten Prozesskette gefertigt und am Ende entsteht etwas Einzigartiges.

Die Tischkultur wird immer auch mit großen Namen wie Philipp Rosenthal, Luigi Colani, Dieter Sieger, Marianne Brandt und vielen weiteren verbunden bleiben.
Viele Hersteller wie Geschäfte für Tischkultur blicken auf eine lange oft Jahrhunderte währende Geschichte und Tradition zurück.

Im Wandel der Zeit

Die Zeit bleibt jedoch auch hier nicht stehen und in der heute so schnelllebigen Welt ist Anpassungsfähigkeit ein wichtiges Gut. Die „Demokratisierung des guten Geschmacks “ hat schon vor vielen Jahren begonnen und schreitet seitdem voran. Gutes Design und gehobene Tischkultur sind heute nicht mehr nur denen vorbehalten, die es sich leisten können und auf exklusiven elitären Zusammenkünften vorzufinden. Gutes Design ist heute für jeden erschwinglich und es obliegt dem Einzelnen dieses Kulturgut auch in das eigene Refugium zu holen.

Es ist die Anpassungsfähigkeit dieser Branche, die die Aktualität ihrer Produkte immer wieder auf ein Neues unter Beweis stellt. Hersteller und Designer orientieren sich an den Bedürfnissen der Menschen und ihrer Lebensgewohnheiten. So fertigen auch tradierte Porzellanmanufakturen heute formvollendete Coffee-to-go Becher und nehmen Buddha-Bowls in ihre Geschirrserien auf. Beim Weinglas orientieren wir uns heute nicht mehr nur an der Rebsorte für das „richtige Glas“, sondern orientieren uns an dem „Charakter“ eines Weines. Ein Topf leistet heute mehr, als nur das Mittel zum Zweck des Kochens zu sein. Er erfüllt die Ansprüche nach Energiesparen, Nachhaltigkeit und ist zuweilen so ästhetisch, dass wir diesen direkt auf den Tisch stellen und er Teil unserer Inszenierung am Tisch wird.

Der Tischkultur sind heute kaum Grenzen gesetzt und althergebrachte Konventionen werden aufgebrochen, ohne dabei ihren eigentlichen Wert zu verlieren. Dies ist was uns die Freiheit gibt uns selbst in unseren gedeckten Tischen widerzuspiegeln. Allein die Hingabe und Leidenschaft, mit der wir unserer Tischkultur leben und zelebrieren, ist das worauf es ankommt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Decken Ihres ganz  persönlichen Tisches.

Herzlichst Ihre
Christina Barton van Dorp

 

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